Die jüngste Entscheidung der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und die mit ihr kooperierenden Staaten, die Ölförderung ab Mai um 9,7 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, um den Lageraufbau durch den entstandenen Nachfrageschock aufzufangen, konnten den Ölpreis nicht nachhaltig stabilisieren – zeitweise fiel dieser erstmals in seiner Geschichte ins Minus. Zwar war insbesondere die Situation am Warenterminmarkt dafür verantwortlich („Contango“), das weltweite Ölangebot befindet sich aber weiterhin in einer „Ära des Überflusses“ – trotz der beispielslosen Kürzung. Die Aussichten für einen steigenden Ölpreis dürften sich angesichts der schwachen Nachfrage und dem Mangel an zusätzlichen Rohölspeicherkapazitäten nicht wesentlich verbessern, stattdessen eher die die öffentlichen Haushalte der Förderländer nachhaltig auf die Probe stellen, wie die Grafik der Woche zeigt:
So hat die Pandemie ausgelöst durch das Coronavirus einen beispiellosen Angebots- und Nachfrageschock ausgelöst, der die Weltwirtschaft in die tiefste Rezession seit der Großen Depression der 1930er Jahre gestürzt hat. Laut der jüngsten Prognose zur globalen Konjunkturentwicklung dürfte laut dem internationalen Wähungsfonds (IWF) die globale Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 3 Prozent schrumpfen (Vergleich zu 2009, dem Jahr der Finanzkrise: -0,1%). Dies spiegelt sich zunehmend im zyklischen Datenfluss wider. USFrühindikatoren fielen teils auf den tiefsten Stand seit 40 Jahren; der US-Arbeitsmarkt verlor allein im letzten Monat die neu geschaffenen Arbeitsplätze der letzten Dekade mit entsprechenden Auswirkungen auf den Einzelhandel. Fehlende Nachfrage der westlichen Industriestaaten belastet vor allem die Exporte aus Japan und China; letzteres wies in Q1 mit -6,8% zum ersten Mal ein negatives Quartalswachstum gegenüber Vorjahr aus. Für 2021 rechnet der IWF mit einer Erholung und einem Wirtschaftwachstum von 5,8%, sofern sich die Pandemie eindämmen ließe und die wirtschaftliche Aktivität im zweiten Halbjahr erholt.
Unterstützend wirken hierzu die umfangreichen fiskal- und geldpolitischen Gegenmaßnahmen rund um den Globus. Zum Beispiel hat die US-Regierung Ausgabenpakete i.H. 8,3% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verabschiedet. Dazu kommen Garantien und Kredite i.H. von 2,4% des BIP. Währenddessen stieg bereits das Bilanzvolumen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zwischen Ende Februar und Mitte April um mehr als 2,2 Billionen US-Dollar oder 53% auf 6,4 Billionen US-Dollar an, wobei wir mit einem weiteren Anstieg auf 8 bis 9 Billionen US-Dollar bis zum Ende dieses Jahres rechnen. Übrigens: Die geplanten Fiskalpakete in der Europäischen Union belaufen sich gar auf knapp 21% des BIPs.
Die Woche Voraus
Die kommende Kalenderwoche startet in den USA mit dem Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Dallas (Mo). Nach einem Allzeittief im letzten Monat dürfte die Wirtschaftstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe weiter zurückgehen, geschuldet mitunter auch durch die Verwerfungen am Ölmarkt. Und da Texas die exportstärkste Region in den USA ist und fast 10% der gesamten US-Produktion umfasst, dürften sich die Auswirkungen auch auf gesamtwirtschaftlicher Ebene widerspiegeln. Die erste Schätzung für das US-Wirtschaftswachstum im ersten Quartal sollte daher – zusammen mit der Zinsentscheidung der Fed – am Mittwoch besonders im Fokus stehen. Am Donnerstag richtet sich neben den Konsumausgaben das Augenmerk erneut auf die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, während der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe am Ende der Woche (Fr) auf Niveaus von 2008/09 fallen könnte.

Die wichtigsten Konjunkturindikatoren für die kommende Woche werden für die Eurozone am Donnerstag veröffentlicht, allen voran die aktuellen Arbeitsmarktzahlen der Eurozone sowie jener der drei größten Volkswirtschaften (Deutschland, Frankreich und Italien). Die Verbraucherpreise dürften weiter nachgeben und von Seiten der Europäischen Zentralbank sollte mehr die Pressekonferenz als die Zinsentscheidung im Mittelpunkt stehen.
In Asien richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf China und dessen Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (Do). Nach den jüngsten Anzeichen für eine V-förmige Erholung wird mit Spannung erwartet, inwieweit sich das jüngste Hochfahren der Produktionskapazität auch in der Lageeinschätzung lokaler Unternehmen niederschlagen wird. In Japan hält die Bank of Japan ihre geldpolitische Sitzung am Dienstag ab. Mit der quartalsweisen Veröffentlichung ihres volkswirtschaftlichen Ausblicks und der damit verbundenen Anpassung ihrer Wachstumsprognosen, könnte sich im Zuge der zuletzt weltweiten geldpolitischen Gegenmaßnahmen womöglich Handlungsbedarf für die japanischen Notenbank ergeben, zumal die realökonomischen Daten am Donnerstag weitere Schwäche signalisieren dürften.
Im Wettlauf um Gegenmittel, Impfstoffe und Schnelltest sowie in Anbetracht signifikanter fiskal- und geldpolitischer Gegenmaßnahmen haben Vermögenspreise in den letzten vier Wochen eine Erholungssrally vollzogen, die vermehrt auf Hoffnungen beruhte. Hoffnungen, den Angebots- und Nachfragschock sowie schlechtere finanzielle Bedingungen abzufedern. So ging der Anteil der Bären gemäß der American Association of Individual Investors (AAII) zu Gunsten der Bullen seit Anfang des Monats sukzessive zurück. Risiko behaftetere Vermögenswerte, wie u.a. Unternehmensanleihen- oder Aktienfonds verzeichneten jüngst laut Datenanbieter EPFR teils Rekordnettomittelzuflüsse auf Wochenbasis. Einzig die Stimmung unter Fondsmanagern deutet laut der jüngsten Umfrage der Bank of America noch auf Zurückhaltung hin: Hohe Cash-Quoten und die niedrigste Aktienallokation seit März 2009 zeigen, wie vorsichtig sich die Anlageprofis aktuell verhalten.
Bleiben Sie gesund,
Ihr Stefan Scheurer
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